AGO Flugzeugwerke

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AGO Flugzeugwerke GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1911 (in München als Gustav Otto Flugmaschinenwerke)
Auflösung 1945
Sitz Oschersleben, Deutschland
Leitung
  • Herbert Alberti
Mitarbeiterzahl rund 4500
Branche Flugzeughersteller

Die AGO Flugzeugwerke GmbH Oschersleben waren bis 1945 ein deutsches Flugzeugbauunternehmen. Die Bezeichnung AGO hatte nacheinander verschiedene Bedeutungen. Zuletzt stand sie für Apparatebau GmbH Oschersleben. Auf ihrem Höhepunkt hatte die Firma rund 4500 Beschäftigte.

Ago-Wasser-Doppeldecker (1915–1918)
AGO Ao 192 „Der Kurier“ (1939)
Henschel Hs 123 (1936)
Jagdflugzeug Messerschmitt Bf 109 (1939)
Jagdflugzeug Focke-Wulf Fw 190 (1944)

Gegründet wurde das Unternehmen 1911 in München als Gustav Otto Flugmaschinenwerke vom Sohn des Erfinders des Viertaktmotors, Nicolaus Otto, dem Luftfahrtpionier (Flugzeugführerschein Nr. 34) und Motorenbauer Gustav Otto, zusammen mit einem anderen Flugpionier, Herbert Alberti. Wie damals üblich, war auch eine Fliegerschule angegliedert in der unter anderem Ernst Udet Flugschüler war. Sein Chefkonstrukteur Gabriel Letsch entwarf einen Doppeldecker mit hinten angebrachter Druckschraube und Gitterrumpf, der bald zum Standardflugzeug der Bayerischen Fliegertruppe wurde. Zum Antrieb verwendete er einen der Motoren eigener Konstruktion von 100 PS, die er mit AGO bezeichnete (für Aviatiker Gustav Otto). 1912 gründete er am Flugplatz Johannisthal bei Berlin eine Zweigniederlassung, die unter der Leitung der Direktoren Elisabeth Woerner und Hermann Fremery bald zu einem eigenständigen Unternehmen mit dem Namen AGO Flugzeugwerke GmbH wurde. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges versuchte AGO durch Konstruktion von Beobachtungsflugzeugen an Rüstungsaufträge zu gelangen. Erstes Modell war der weiter mit einer Druckschraube angetriebene Doppeldecker AGO C.I von Konstrukteur August Haefeli. Er wurde im Zweigwerk Berlin-Johannisthal in einer kleinen Serie produziert. Erfolgreichstes Flugzeug war die in etwa 70 Exemplaren gebaute AGO C.IV von 1916, die jedoch bei den Piloten äußerst unbeliebt war.

Zwei Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Gustav Otto Flugmaschinenwerke in Konkurs und die Konkursmasse wurde dann 1916 mit der Rapp Motorenwerke GmbH zur Bayerischen Flugzeugwerke AG (BFW) fusioniert. Aus dieser entstand später BMW.

Otto gründete im selben Jahr zusammen mit Josef Schnittisser in Oschersleben eine neue Firma AGO (jetzt für Aktiengesellschaft Gustav Otto), wo er bis Kriegsende Flugzeugteile für andere Hersteller fertigte.

Nach dem Zusammenbruch versuchte er sich mit der Otto-Werke GmbH im Kraftfahrzeugbau. 1919 wurde die Berliner Firma gelöscht und Otto schied auch aus dem Oscherslebener Unternehmen aus. Er zog sich an den Starnberger See zurück, wo er 1926 starb. Sein Betrieb ging noch im selben Jahr pleite und das 20 ha große Gelände wurde von der Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG erworben und zunächst ausgebaut. Doch schon 1928 musste auch dieser Betrieb schließen und am 30. Juni 1930 erfolgte deswegen die Zwangsversteigerung.

Einige Jahre ruhte die Produktion, bis die Reichsregierung die Hallen erwarb und unter der Tarnbezeichnung Apparatebau GmbH Oschersleben eine nur für den Nachbau gedachte Firma zum Bau von Flugzeugen einrichtete. Ab 1934 wurde dafür ein hochmodernes Werk aufgebaut, einschließlich einer Siedlung für die Arbeitskräfte und deren Familien. Es wurde als NS-Musterbetrieb ausgezeichnet.[1]

Die ersten Aufträge für das neue Werk lauteten auf 36 Stück Jäger Arado Ar 65, 197 Fortgeschrittenen-Schulflugzeuge Arado Ar 66 und 77 Jäger Heinkel He 51, von denen das erste Flugzeug, vermutlich eine Ar 65, am 1. Mai 1935 seinen Erstflug hatte. Es folgte dann noch ein Auftrag über 140 Sturzkampfflugzeuge Henschel Hs 123, mit dem auch die Ganzmetallbauweise bei AGO Einzug hielt. Sie waren bis Ende 1937 ausgeliefert. Danach waren noch 241 Übungsflugzeuge Gotha Go 145 und 223 Stück Arado Ar 96 an der Reihe. Auch ein Auftrag über zunächst 150 Stück Aufklärer Henschel Hs 126 ging 1937 an die Firma, der im Sommer 1938 sogar auf 390 erhöht wurde. Die Fertigung der Hs 126B endete im Mai 1941 mit der Auslieferung der letzten von insgesamt 380 gebauten Maschinen. Zwischen März 1937 und demselben Monat des Folgejahres verließen auch 121 Schulflugzeuge Focke-Wulf Fw 44 die Werkshallen von AGO.

Anfang 1938 kamen die ersten Jagdflugzeuge Messerschmitt Bf 109 in die Fertigung, zunächst noch in der Ausführung D (128 Stück), dann E und F, bis schließlich ab Oktober 1941 die Focke-Wulf Fw 190 in ihren fortlaufend verbesserten Ausführungen (Baureihen A-2 bis A-8) den Hauptteil der Produktion bildete. Bis April 1945 verließen etwa 3.500 Fw 190 die AGO-Werke Oschersleben.

1934 erfolgte die Gründung eines eigenen Konstruktionsbüros, in dem Paul Klages im Frühjahr 1935 die Stelle des Chefkonstrukteurs übernahm. Bekannt geworden ist das in Konkurrenz zur Siebel Fh 104 entwickelte Reiseflugzeug Ao 192 Kurier von 1935, von dem aber nur sieben Exemplare gebaut wurden. Auch ein Zerstörerprojekt mit der Bezeichnung Ao 225 wurde ausgearbeitet, kam aber über Windkanal-Modelluntersuchungen nicht hinaus. Die RLM-Nummer 225 wurde an Focke-Achgelis weitergegeben.

In den Werken mussten mehrere hundert Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit verrichten, wobei mindestens 71 ihr Leben verloren.

Ab Juli 1943 bis Juni 1944 erfolgten immer wieder schwere amerikanische Luftangriffe auf Oschersleben. Die Produktion der verschiedenen Baugruppen der Fw 190 erfolgte zunehmend nur noch dezentralisiert und unter Tage (alte Kali- und Steinsalzschachtanlagen) in Zweigwerken, wie Hadmersleben und Bleiche. Lediglich die Endmontage wurde noch, unter schwierigsten Bedingungen, im Stammwerk Oschersleben selbst vorgenommen. Die Produktion von Focke-Wulf-Jagdflugzeugen lief noch bis einige Tage vor der Besetzung von Oschersleben durch die US Army am 11. April 1945.

Bei Kriegsende wies das Werk schwerste Schäden auf, es war zu 80 % zerstört. Es folgte die Demontage unter Regie der Roten Armee, die Anfang Juli 1945 die Amerikaner als Besatzung abgelöst hatte. Davon waren das Stammwerk und die unzerstörten Zweigwerke betroffen. Bis 1947 wurden die Überreste der Fabrikhallen von sowjetischen Soldaten gesprengt und die Firma AGO 1950 auch formal abgewickelt.

  • René Scheer: AGO-Flugzeugwerke. Vom Gitterrumpf zur Me 262. Ziethen, Oschersleben 2014, ISBN 978-3-86289-078-1
  • Peter Supf: Das Buch der Deutschen Fluggeschichte, Bände I und II
  • Uwe Schmidt: AGO-Flugzeugwerke Oschersleben
  • Flugzeuglieferpläne des RLM LC II
  • Heinz Nowarra: Flugzeuge 1914–1918, München 1959
Commons: AGO Flugzeugwerke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rene Scheer: AGO-Flugzeugwerke. Ziethen-Verlag, Oschersleben 2014.